
Einfach mal gönnen können … wenn das so einfach wäre. Ich bin die Älteste von vier Geschwistern und da war das mit dem Gönnen oft so eine Sache. Immer hatte einer von uns das Gefühl, an der ein oder anderen Stelle zu kurz zu kommen.
Wenn wir ehrlich sind, kennen wir alle das Gefühl von Eifersucht und Neid. Andere haben etwas, dass wir gern hätten. Ob materielle Dinge, coole Reisen und tolle Erlebnisse, vielleicht sogar Talente oder Fähigkeiten. Deshalb spricht mir das Gleichnis aus dem heutigen Evangelium vom guten Vater sehr aus dem Herzen.
Der ältere Sohn des guten Vaters kommt nach einem langen Arbeitstag nach Hause und muss erkennen,
dass sein Vater eine Party veranstaltet, weil sein jüngerer Bruder, völlig abgebrannt und pleite, nach Hause zurückgekehrt ist. Er wird wütend, und das kann ich gut verstehen.
„Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet“ (Lk 15,31). So wirft er es dem Vater vor. Er fühlt sich nicht gesehen und nicht wertgeschätzt, vielleicht sogar nicht geliebt. Das tut weh.
„Der Vater antwortet ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir und alles, was mein ist, ist auch dein“ (Lk 15,31). Bei diesem Satz kann ich die Liebe des Vaters fast spüren. Wird dem älteren Sohn jetzt klar, wie privilegiert er ist. Das Evangelium lässt die Antwort offen. Mir persönlich hilft das offene Ende, auf
mein Leben zu schauen. Es ist ein sehr bewusster und oft anstrengender Weg gegen das Gefühl von Neid und Eifersucht anzugehen und frei davon zu werden. Wenn es mir gelingt, öfter Mal die Perspektiven zu wechseln, mit einer anderen Brille auf meine Situation zu schauen, dann könnte ich dankbarer und
glücklicher sein. - Zu erkennen, dass ich ein geliebtes Kind Gottes bin, dass er mir Gutes will und mit Milde auf den Neid schaut, könnte mein Herz öffnen für andere.
Auf einer Karte steht der Spruch: „In Wahrheit sind nicht die Glücklichen dankbar, sondern die Dankbaren glücklich. Denk mal darüber nach …“ - Ja, denken wir mal darüber nach und versuchen in der kommenden
Woche: Einfach mal gönnen können! Ich wünsche Ihnen und Euch einen schönen Tag und eine gute Woche!
Stephanie Werenbeck-Ueding, Pastoralassistentin