Weder Geizhals noch Verschwender! Das "rechte" Maß suchen und finden.

Benedikt von Nursia (480-547) - Ein Heiliger dieser Woche - 11. Juli

Der bekannte Ausspruch "ora et labora", bete und arbeite, kommt wahrscheinlich jedem in den Sinn, wenn es um Benediktiner geht. Auch wenn er nicht vom Ordensgründer stammt, umschreibt er doch den Alltag und die Lebensgestaltung seiner Mönche recht treffend. Denn es geht ihnen darum, das "rechte" Maß zu finden im Verhältnis zu sich selbst, zu den Mitmenschen und zu Gott.

Das "rechte" Maß ist das Leitmotiv seiner Ordensregel. Der hl. Benedikt von Nursia schreibt sie als Ordnung, als Maßsuche für eine Gemeinschaft. Diese Haltung kommt zum Ausdruck in den Worten über den Cellerar - den Mönch, der das Kloster verwaltet: "Er sei kein Geizhals, aber auch kein Verschwender". Benedikt geht es hier nicht um Mittelmäßigkeit, sondern um Angemessenheit. Arbeit und Gebet, Bewegung und Ruhe, Speisen und Getränke, Mahl- und Fastenzeiten, Handarbeit und Lesung, schweigen und reden - dies alles soll vom rechten Maß getragen sein.

Das "rechte" Maß bewahrt davor, dass ein Mensch im Überschwang seines Eifers einseitig wird, dass er sich zuviel zumutet, so dass er dann nicht durchhalten kann und unter der Last zusammenbricht. Benedikt von Nursia verlangt bedeutend weniger als die früheren Mönche leisteten. Für ihn ist maßvoll, die 150 Psalmen in einer ganzen Woche zu beten statt an einem Tag. Maßvoll erscheint ihm ein bestimmtes Maß an Wein statt gar keinen. Maßvoll ist für ihn eher, eine genügende Schlafzeit zu haben, um ausgeruht beten und arbeiten zu können, als schlaflos nach einer Nachtwache im Gebet den Alltag irgendwie zu meistern. Angemessen ist für ihn die Unterscheidung von Fastenzeit und Zeiten, in denen es Mittag- und Abendessen gibt, und nicht planlos zu fasten. Angemessen ist das Schlafen in Betten statt auf dem Boden. Denn das Maßhalten ermöglicht das Durchhalten.

Das rechte Maß muss in Benedikts Augen immer wieder neu gefunden werden - vom Einzelnen und von der Gemeinschaft. Denn die Verschiedenartigkeit der Menschen, die Situationen und die Zeiten verlangen ein immer neues Abwägen und Messen. All das setzt Verantwortung, Unterscheidungs-, Dialog-, Kompromiss- und Entscheidungsbereitschaft voraus - persönlich wie gemeinschaftlich.

Benedikt ist ein Mann des Anfangs: das rechte Maß kann nur im Hier und Jetzt beginnen - an diesem Platz, in diesem Kreis. Von diesem Platz und von diesem Kreis aus kann in der Welt Veränderung, Umkehr, Hinordnung des Lebens auf Gott Gestalt gewinnen. Eine derartige Einstellung befreit von der resignativen Stimmung, dass die Welt sich doch nicht ändert. Sie korrigiert die Ansicht, zunächst müsse sich die Welt ändern, damit mein Hier und Jetzt sich ändern kann. Wenn Menschen an ihrem Platz und in ihrem Kreis von der Ordnung ihres Betens und Arbeitens durch die Zeiten hindurch getragen werden, kann diese Stätte auch für andere eine Ermutigung werden, ihr Stück Welt auf Gott hin zu ordnen und immer neu das rechte Maß zu finden.

Benedikt wurde um 480 in Nursia bei Perugia geboren. Als junger Student kam er nach Rom, wo er jedoch von den vorherrschenden schlechten Sitten abgestoßen war und sich schließlich in die einsamen Berge von Subiaco zurückzog. Dort lebte er zunächst für drei Jahre als Eremit in einer Grotte. Nach der späteren Errichtung zwölf kleinerer Klöster verließ Benedikt mit einer kleinen Gruppe von Anhängern Subiaco und gründete um 529 auf dem Monte Cassino bei Neapel das erste Kloster der Benediktiner, das bis heute als Stammkloster des Benediktinerordens gilt. Dort verfasste Benedikt die Ordensregel für die Mönche, die „Regula Benedicti“, nach der noch heute das Ordensleben der Benediktiner und Benediktinerinnen ausgerichtet ist. Am 21. März 547 starb er in Monte Cassino.

Beitrag von...

Hector Sanchez

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